Montag, 13. Februar 2017

01.02.2017 - 12.02.2017 Flores / Indonesien

01.02.2017
Bei leichtem Nieselregen fahren wir los, noch einen Tag im Hotelzimmer halten wir nicht aus. Und nach 10 Minuten hört der Regen auf und es wird schön. Wir fahren 130 km bis in den Ort Ende. Ende selbst ist laut und versmogt. Unser Hotelzimmer ist aber ganz nett. Überhaupt finden wir auf Flores erstaunlich gute Übernachter. Wir hatten uns auf nepalesische Verhältnisse eingerichtet und sind angenehm überrascht. Was meist nicht so gut abschneidet ist das "Badezimmer". Für mich als ehemaligen Klempner besonders interessant: Die Mischbatterie für die Dusche ist in 1,8 m Höhe angebracht und der Abfluss ist der höchste Punkt im Raum. Waschbecken gibt es selten und für die Toilettenspülung (falls vorhanden) muss ich erst über den schlammigen Hof und den Stecker der Pumpe einstecken.
Viele Menschen leben hier noch in einfachsten Hütten ohne Strom und ohne fließendes Wasser. Da strecken wir uns doch gerne mal 1,8 m zum Wasserhahn für den Luxus. Nur das Essen was wir heute bekommen war das Schlechteste seit Anbeginn unserer Reise. Brrr. Ich kann es nicht beschreiben und möchte es schnell vergessen.
Aber die Menschen mit ihrer strahlenden Lebensfreude und Freundlichkeit machen alles wett.


02.02.2017
Wir fahren nur ein kurzes Stück, bis Moni. Der viele Regen in der Nacht hat einiges ins Rutschen gebracht und zu den ohnehin schon vielen Kurven kommt noch ein Slalom um viele Felsbrocken und Bäume die auf die Straße gestürzt sind.
Von Moni aus wollen wir zum Vulkan Kelimutu. Seine Attraktion sind 3 Kraterseen von denen jeder eine andere Farbe haben soll und diese sogar alle paar Jahre wechselt.
Aber heute nicht, es regnet ab und zu und der Berg ist in Wolken. Wir tuckern ein bisschen mit dem Moped herum und hoffen auf morgen.


03.02.2017
Nach einem schnellen Frühstück peitschen wir unser Moped den Berg hoch. Dann noch eine halbe Stunde zu Fuß und 8:00 Uhr stehen wir im Sonnenschein bei den Kraterseen. Drei Farben? Alle drei Seen sind türkis aber sowas von türkis - wunderschön!
Wir bleiben noch eine Nacht in Moni. Denn meistens kommt ab Mittag der Regen und da wollen wir lieber schon am Ziel sein. Die Regenzeit stört. Aber sie hat auch Vorteile: wir sehen so gut wie keine Touristen, wir finden immer ein günstiges Zimmer und die Natur ist satt grün.


04.02.2017
Heute geht's weiter bis Maumere.
Aber erst müssen wir zu einen Geldautomaten, unsere Millionen neigen sich dem Ende. Wir versuchen es unterwegs an fünf Automaten, aber alle weigern sich ein paar Rupies rauszurücken. Olala, wir haben noch eine halbe Million in der Tasche und schon Geldprobleme. Die Automaten melden, ich soll mich mit meiner Bank in Verbindung setzen. Super! Am Arsch der Welt, kein Internet, kein Telefon und 7 Stunden Zeitunterschied.
Dann die Erlösung, neuer Automat, neues Glück. Heikes Karte bleibt gesperrt, aber meine geht plötzlich wieder und wir füllen den Rucksack mit Millionen ;-)


05.02.2017
Wir  haben eine Unterkunft direkt am Meer. Eine auf Stelzen stehende, simpel eingerichtete und mit Elefantengras gedeckte Hütte. Von hier aus wollen wir morgen den Vulkan Egon erstürmen. Und unsere Aufgabe für heute ist es den Startpunkt der Wanderung zu finden. Garnicht so einfach, es gibt keine Schilder oder ähnliches und niemand spricht englisch. Dann fängt es auch noch an zu regnen und wir verschieben das Ganze auf morgen.


06.02.2017
Das ist eine echte Erfahrung, in so einer aus Bambus geflochtenen Hütte, 5 m vom Wasser entfernt zu schlafen. Der Wind lässt die Bude wackeln und das Schlagen der Wellen ist schon unheimlich. Unter der Hütte sind Schweine, Hühner und Hunde zu Gange. Mein Handtuch fliegt von der Leine, direkt in die Abflussrinne. Mist, Express Waschservice dauert hier 2 Tage. Alles Handarbeit, keine Waschmaschine, kein Trockner.
Der Himmel ist dick bewölkt, aber es ist trocken und wir starten die Wanderung auf den Mount Egon. Nach einer halben Stunde geben wir schon wieder auf. Wir laufen nur im dichten Nebel rum und es fängt an zu regnen. Die Leute meinen, es regnet dieses Jahr besonders viel. Komisch, egal wo wir sind haben wir "besonderes" Wetter.
Auf dem Weg zurück hält uns ein Mann an und fragt ob wir zu den heißen Quellen wollen. Ja, warum nicht, er bietet sich für kleines Geld als Guide an und geht voraus. Ohne ihn hätten wir die Stelle bestimmt nicht gefunden. Das Wasser hat 45 Grad und fließt direkt mit einem kühleren Bach zusammen, wirklich schön. Die Einheimischen kommen am Wochenende hierher um zu baden. Für die meisten ist das die einzige Möglichkeit sich mit warmen Wasser zu waschen. Anschließend lädt uns Sius, unser Guide, auf eine Avocado bei sich zu Hause ein. Ich mag die Dinger ja garnicht, aber die Chance in so eine Hütte zu schauen lassen wir uns nicht entgehen. Oha, in der Hütte haben wir keine Fotos gemacht. Es wäre recht unhöflich gewesen in der finsteren Bude mit Blitzlicht rumzuleuchten. Aber die Bilder in unserem Kopf werden wir auch so nicht so schnell vergessen. Kein Strom, kein fließend Wasser und das mit 14 Personen, Vater, Mutter, Schwester, Nichten und Kinder. Die ganze Familie von Sius zählt 25 Personen! Man, geht's uns doch gut!


07.02.2017
Der Tag sieht noch trüber aus als gestern und wir müssen die Verabredung mit dem Mount Egon sausen lassen. Jetzt kommt auch noch ein Sturm dazu und wir fahren lieber zurück nach Maumere in eine richtig gemauerte Unterkunft.
Bisher sind wir 740 km mit dem Moped gefahren, sind jetzt am Wendepunkt und haben 2 Wochen Zeit für den Rückweg. Der Mann vom Hotel macht uns aber keine Hoffnung das wir morgen losfahren können, der Sturm wird stärker und es soll regnen, - abwarten.
Wir drehen noch ein paar Runden durch die Gegend und kommen in das Fischerdorf Wuring, erbaut von den Bajo, einem Seenomadenvolk das ursprüngliche aus Sulawesi stammt. Das Besondere ist die Bauweise der Häuser, die auf Stelzen über dem Wasser stehen.
Vor allem die kleinen Straßen wo die Fischer leben, lassen uns mächtig staunen und wir werden wieder daran erinnert was für ein Glück wir im Leben haben, das wir an der richtigen Stelle geboren wurden.
Der Wind bläst, viele Bäume fallen um, das Dach der Tischlerei fliegt weg und der Strom fällt aus. Wir sind gespannt auf morgen.


08.02.2017
Ein Blick zum Himmel verheißt nix Gutes, schweres Wetter zieht auf. Hin und hergerissen packen wir unser Hab und Gut in Plastiktüten und fahren trotzdem los.
Die letzte Nacht im Hotel war nicht so toll - viele, viele Moskitos und die Luft war extrem stickig. Sehr früh am Morgen brüllt der Muezzin durchs Megafon, dann springt auch noch der hoteleigene Generator an - ein Höllenlärm.
Wir geben Gas mit Tagesziel Moni.
Der Sturm hat ordentlich gewütet, die Straße sieht an manchen Stellen aus wie ein Schlachtfeld. Umgestürzte Bäume, Bananenstauden, Felsbrocken und Erde, die Straße ist voll. Von einigen Hütten fehlt das Dach oder sie sind gleich ganz eingestürzt. Die ärmlichsten Hütten trifft es wie immer am Schlimmsten. Natürlich sind das nur einfache Bambushütten, aber für die Menschen hier ist es ihr Zuhause.
Wir dagegen haben wieder Glück, wir schlängeln uns durch das Gestrüpp auf der Straße, während die dicken Regenwolken einen Bogen um uns machen. Wir trauen uns sogar noch zu einem Abstecher an den Koka Beach. Und kaum sind wir da, kommt die Sonne raus und wir springen ins warme Wasser. Das ist der erste Strand auf Flores der absolut sauber ist, kein Müll am oder im Wasser, wunderbar. Viel Zeit nehmen wir uns nicht, wegen dem Wetter, der Wind bläst immer noch mit starken Böen und die schwarzen Wolken sehen bedrohlich aus.
Wir kommen gerade in Moni an, wo wir übernachten wollen, und es fängt an zu schütten was das Zeug hält. Der ganze Ort ist den zweiten Tag ohne Strom.


09.02.2017
Wieder starten wir im Regen und kämpfen uns im Schneckentempo voran. Überall wird die Straße geräumt, mit Macheten oder bloßen Händen werden die umgestürzten dicken Bäume bearbeitet. Für Mopeds gibt's schnell eine Durchfahrt.
Heute haben wir gleich zweimal Glück, erst hört es auf zu regnen und dann passiert unser erster Plattfuß gerade in einem Ort. Und wir müssen nicht weit schieben zu einer Werkelbude. In 10 Minuten und für 70 Cent ist der Schlauch geflickt und es kann weiter gehen.
Übrigens, die auf die Straße gestürzten Steine werden mit der Hand nach Größe sortiert, meist in Säcke verpackt und wieder für den Straßenbau verkauft.


10.02.2017
Unser Ziel heute ist ein Bungalow an der Nordküste, also einmal quer durchs Land.
Das Wetter meint es gut mit uns und wir kommen ungestört voran. Bis zum Zwischenstopp am Greenstone Beach. Der Strand liegt voller grüner Steine. Heike ist so begeistert und füllt ihre Taschen, das wir kaum noch die Berge hoch kommen.
Der Bungalow ist wieder sehr einfach, das Dach mit Gras gedeckt und hat schon ein paar Löcher. Kein Strom, kein Wasser, das Bett steht schief aber die Leute sind wieder super nett. Der Chef lässt extra für uns einen auf die Palme klettern und frische Kokosnüsse ernten.
Gekocht wird übrigens fast ausschließlich auf offenem Feuer und dementsprechend sieht auch die Küche aus - schwarz.
Wir werden nur eine Nacht bleiben, wir sehnen uns nach einer heißen Dusche und vielleicht mal Wäsche waschen. Alle unsere Sachen sind inzwischen schmuddelig und feucht, der viele Regen lässt nichts mehr trocknen und es fängt an aus dem Rucksack zu müffeln ;-)


11.02.2017
Unsere erste sternenklare Nacht auf Flores und noch dazu ist Vollmond - Romantik in der Strohhüte :-) Das Frühstück im Sonnenschein und die schäbige Hütte sieht gar nicht mehr so schäbig aus.
Und so bleibt der ganze Tag, wir fahren wieder quer durchs Land bei bestem Wetter auf einem abenteuerlichem Weg. Durch tiefe Löscher, Schlamm und Bambusgestrüpp.  Aber auch vorbei an vielen netten Leuten die einen Schwatz machen wollen. Heike hat gelernt mit beiden Händen nach zwei Seiten gleichzeitig zu winken ;-)
Zurück in Bajawa nehmen wir das gleiche Hotel und Zimmer wie auf der Hinfahrt und genießen die warme Dusche, Strom, Internet und ein Bett was gerade steht.


12.02.2017
Erstes Ziel heute ist Bena. Ein traditionelles Dorf des Ngada-Volkes. Die Menschen leben hier in Häusern wie vor 500 Jahren, allerdings jetzt mit Strom und Wasser. Für eine kleine Gebühr darf man überall rumschnüffeln und die Gebühr dient dem Erhalt des Dorfes.
Fast alle hier haben einen feuerroten Mund durch das Kauen von Bethelnuss. Ich will das auch mal probieren und spreche eine Frau mit besonders schönen roten Zähnen an. Sofort greift sie in einen alten Plastikbecher mit dem Zubehör. Ein grünes Blatt, weises Pulver und die Nuss. Die Nuss wird mit langen kohlrabenschwarzen Fingernägeln zerlegt und der Kern kommt mit einer Priese weißem Pulvers (keine Ahnung was das ist ) in das Blatt. Gut zugeknüllert muss ich das Ganze gut kauen. Ach ist das ekelhaft! Mit einem "perfekten" Lächeln suche ich das Weite und einen Platz wo ich das Zeug wieder los werde. Irgendeine Wirkung hab ich auch nicht gespürt, ich war wohl nicht konsequent genug. Vielleicht muss man doch nicht alles ausprobieren :-(

 
Wir sind hier:
S 8.79208° E 120.97618°

Viele Grüße Heike & Hartmut